Insolvenzgefahr durch Zahlungsunfähigkeit:
Liquiditätsplanung ist für jeden Unternehmer ein Muss

Zahlungsengpässe können für Unternehmen schnell existenzbedrohend werden – selbst in Zeiten boomender Geschäfte. Mit einer klugen und vorausschauenden Liquiditätsplanung behalten Unternehmer den Überblick über Zahlungsfristen und Geldeingänge.

Jeder Unternehmer steht in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass sein Betrieb liquide ist - dass also ausreichend Geld vorhanden ist, um Forderungen von Lieferanten, Gehälter, Mieten, Versicherungen und sonstige Verbindlichkeiten fristgerecht zu begleichen. Denn wenn Rechnungen fällig werden und das Konto nicht ausreichend gedeckt ist, kann es sehr schnell sehr eng werden. Es droht Zahlungsunfähigkeit und Insolvenz.

„Zusätzlich zur jährlichen Geschäftsbilanz und der monatlichen betriebswirtschaftlichen Auswertung (BWA), die in der Regel ein Steuerberater anhand der Buchhaltung der zurückliegenden Monate erstellt, sollten Unternehmerinnen und Unternehmer ihre Liquidität zwingend aktiv und vorausschauend selbst im Blick haben“, erklärt Knut Ropte, Partner der egev. „Erfahrungsgemäß vernachlässigen das allerdings viele und schätzen zum Beispiel falsch ein, wie lange es tatsächlich dauern kann, bis nach einem Auftragszuschlag das Geld auf dem Konto ist. Selbst wenn meine Gewinn- und Verlustrechnung dauerhaft positive Ergebnisse ausweist, kann mein Konto leer sein.“ Lücken in der Liquidität können dann in kürzester Zeit eine Abwärtsspirale in Gang setzen: Wenn Mieten nicht beglichen werden, drohen Kündigungen der Geschäftsräume; bekommen Lieferanten nicht fristgerecht ihr Geld, stellen diese schnell auf Vorkasse um – was wiederum die Kassen noch mehr belastet. „Auch Sozialversicherungsträger und Finanzämter verstehen bei säumigen Zahlungen keinen Spaß. Und wer seine Kredite unregelmäßig bedient, läuft Gefahr, dass die Bank diese sofort fällig stellt“, warnt Ropte.

Damit leere Kassen nicht zum Verhängnis werden

Wenn es erst einmal zu Engpässen kommt, beginnt in vielen Fällen hektisches Lavieren und es werden etwa private Mittel zugeschossen oder als kurzfristige Darlehen dem Unternehmen zugeführt. Das ist natürlich nicht im Sinne einer nachhaltigen Unternehmensführung und wird im Insolvenzfall sogar zum Verhängnis. „Eine solide, zukunftsgerichtete Liquiditätsplanung ist deshalb notwendig. Insbesondere bei dünner Finanzdecke oder wenn eine Schieflage oder Krise droht, sollte ich möglichst verlässig kalkulieren können, zu welchem Zeitpunkt ich welche Zahlungen leisten kann.“

Beispiele aus der Beratungspraxis veranschaulichen, dass sich eine Liquiditätsplanung sowohl für große und kleine Unternehmen empfiehlt, um Risiken zu minimieren: „Im Fall eines Pflegedienstes hatten sich unerwartet die Zahlungsabwicklungen mit Kranken- und Pflegekassen in die Länge gezogen und das Geld floss nicht so schnell, wie es sollte“, berichtet Ropte. „Gleichzeitig musste das Personal pünktlich bezahlt und laufende Forderungen beglichen werden. Die Situation wurde schnell prekär. Die Verantwortlichen hatten eine solche unvorhergesehene Lage nicht einkalkuliert, weil jahrelang alles gut gegangen ist.“ In einem anderen Fall hatte der Eigentümer eines Handwerbetriebes im Tagesgeschäft schlicht vergessen, die Zahlungsziele seiner Lieferanten vorausschauend einzuplanen. Deren Rechnungen waren schneller fällig, als die Zahlungen der Auftraggeber eingingen. Der Betrieb geriet in Zahlungsverzug und stand von einem Tag auf den anderen vor einem Lieferstopp und Vorkasse-Forderungen.

„Manche Unternehmer unterschätzen auch, wie stark Material- und Lagerkosten zu Buche schlagen“, so Ropte. „Die Auslastung ist zwar gut und die Produktion läuft auf Hochtouren, aber wenn die Abnehmer der Produkte erst Wochen später zahlen, drohen ohne eine ordentliche Liquiditätsplanung auch hier plötzlich erhebliche finanzielle Engpässe.“

Liquiditätsplanung erspart schlaflose Nächte

Eine systematische, fortlaufende Überwachung der Liquidität ermöglicht es hingegen, rechtzeitig auf finanzielle Engpässe zu reagieren, mögliche Risiken erkennen und die Finanzen in einem gesunden Zustand halten.

Sie bietet zudem einige Vorteile:

  • Eine eng getaktete Konten- und Kassenkontrolle, um Unregelmäßigkeiten schnellstmöglich erkennen zu können,
  • eine laufende Kostenkontrolle über die laufenden Ausgaben mit Abgleich zum vorhandenen Budget,
  • eine aktuelle Übersicht über offene Forderungen und Verbindlichkeiten und ­– ganz wichtig – daraus folgend eine konsequente Nachverfolgung,
  • einen Überblick über mögliche Liquiditätsreserven und eine regelmäßige Prüfung, ob diese unter ein kritisches Niveau fallen und
  • tragfähige Prognosen auch für die finanzierenden Banken.

Fazit: Eine Liquiditätsplanung minimiert Risiken

Auch bei guter Auftragslage und auf dem Papier stabilen Umsätzen sollten Unternehmen eine solide Liquiditätsplanung nicht vernachlässigen und sich auch nicht „blind“ auf den Steuerberater verlassen – der im Normalfall häufig nur die Vergangenheit dokumentiert. Eine systematische und vorausschauende Überwachung der verfügbaren Mittel stellt die dauerhafte Handlungsfähigkeit eines Betriebs sicher und trägt dazu bei, das Risiko einer Insolvenz durch eintretende Zahlungsunfähigkeit auszuschließen.

Weiterer Vorteil: „Steht im Krisenfall ein Gespräch mit der Bank an, kann man erfahrungsgemäß mit einer gut geführten Planung punkten“, so Ropte. „Die Banken sind dann in der Regel eher bereit, die Kreditline kurzfristig zu erhöhen, wenn sie die Sicherheit haben, dass der Unternehmer seinen Betrieb im Griff hat, es sich um ein temporäres Problem handelt und die Rückzahlung zeitgerecht erfolgen wird.“

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in unseren regelmäßig stattfindenden Seminaren. Wir zeigen alle wichtigen Aspekte einer Liquiditätsplanung und deren Aufbau für das eigene Unternehmen.

In akuten Fällen bieten wir Ihnen auch Soforthilfe, beispielsweise zur Vorbereitung von Bankgesprächen oder bei der Überbrückung von Liquiditätsengpässen. Schreiben Sie uns eine Nachricht.

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